Vollnarkose bei Erwachsenen
Um eine reibungslose Vollnarkose vorzubereiten, wird normalerweise eine Venenpunktion durchgeführt, um eine Verweilkanüle anzulegen. Bei den meisten Menschen eignen sich hierfür die Venen an der Hand oder in der Ellenbeuge am besten. Anschließend messen wir Ihren Blutdruck, bestimmen den Sauerstoffgehalt in Ihrem Blut („Fingerklammer“) und legen bei Bedarf eine EKG-Ableitung an.
Die Narkoseärztin steht bei der Narkoseeinleitung bei Ihnen am Kopfende, während eine Narkosefachkraft die Schlaf- und Schmerzmittel spritzt, die den künstlichen Tiefschlaf (Narkose) auslösen. Man wird Sie auffordern, ruhig und gleichmäßig zu atmen, denn die Lunge soll jetzt möglichst viel Sauerstoff aufnehmen. Langsam wird bei Ihnen ein Müdigkeitsgefühl einsetzen, Ihre Augenlider werden schwer und es kann ein leichtes Schwindelgefühl eintreten. Fast unwillkürlich schließen Sie die Augen und schlafen langsam und ruhig ein. Nach dem Einschlafen stellt sich bald die Spontanatmung ein und Sie müssen beatmet werden, um die ausreichende Sauerstoffversorgung Ihres Körpers zu gewährleisten.
Nach ausreichender Sauerstoffbeatmung mit der Beatmungsmaske und einer weiteren Vertiefung der Narkose sind die Voraussetzungen für die Anlage einer Kehlkopfmaske oder die Intubation erfüllt. Die Kehlkopfmaske wird einfach hinter die Zunge geschoben. Bei der Intubation legen wir einen dünnen Beatmungsschlauch durch den Mund, den Kehlkopf und über die Stimmbänder hinweg direkt in die Luftröhre. Welche der beiden Techniken wir bei Ihnen anwenden, entscheiden wir im Narkosevorgespräch.
Um die Narkose aufrechtzuerhalten, wird entweder kontinuierlich Schlaf- und Schmerzmittel (TIVA) in die Vene appliziert oder Sie werden fortwährend mit zusätzlichen Narkosegasen beatmet („balancierte Anästhesie“). Über die Blutbahn gelangt das Narkosemedikament ins Gehirn und entfaltet dort seine narkotische Wirkung. Erst wenn die Narkose nachweislich tief genug ist, beginnen wir mit der eigentlichen Operation. Sind alle erforderlichen Tätigkeiten beendet, werden die schlafinduzierenden Medikamente abgesetzt und innerhalb weniger Minuten beginnen Sie, wieder selbstständig zu atmen und öffnen die Augen. Die Narkose ist beendet.
Welche Komplikationen können bis zu diesem Zeitpunkt auftreten?
Es kann mitunter schwierig sein, eine Vene an der Hand oder am Arm zu finden und zu punktieren. In Einzelfällen kann es beim Einspritzen der Medikamente zu allergischen Reaktionen kommen, die von Hautreaktionen (z. B. rote Flecken oder Quaddeln) bis hin zu schweren Kreislaufreaktionen reichen. Deshalb ist die Information über Komplikationen bei früheren Narkosen für die Narkoseärztin enorm wichtig. Es können außerdem vorübergehende Halsschmerzen und Heiserkeit auftreten.
Nach dem Erwachen aus der Narkose werden in Einzelfällen Übelkeit und Erbrechen beklagt (PONV). Auch dieses Phänomen lässt sich meist vermeiden, wenn im Vorgespräch frühere Zustände von Übelkeit und Erbrechen besprochen und entsprechend alternative Methoden und Mittel gewählt werden.
Insbesondere bei jüngeren Patientinnen ist nach dem Aufwachen aus der Narkose manchmal auch extremes Zittern (engl. „shivering“) zu beobachten.
Absolute Ausnahmen sind narkosebedingte Zahnschäden oder grobe Verletzungen der Schleimhäute.